In der Risographie entstehen Bilder mithilfe von Schablonen und Farben – mit immer wieder neuen, überraschenden Ergebnissen und Effekten. Eine faszinierende Technik, die Sophia Wolf sowohl in ihren limitierten Drucken als auch in ihren Studio-Workshops weitergibt.
Wolf arbeitete 2020 als Mediaberaterin bei einer Düsseldorfer Mediaagentur, als sie der Corona-Lockdown und die damit verbundene Kurzarbeit traf. Auf einmal war da ganz viel Zeit. Zeit, die Wolf kreativ nutzen wollte. Im Internet stieß sie auf das nachhaltige Druckverfahren der Risographie. „Ich war sofort hin und weg“, erinnert sich die heute 30-Jährige, „und ich habe mich gefragt, warum ich diese Technik nicht schon viel früher kennengelernt habe.“ Schnell fing sie an, eigene Motive zu entwickeln und bei externen Anbietern drucken zu lassen. „Ich habe mich kopfüber in das Thema gestürzt, habe Workshops besucht, endlos viele Videos geguckt und selbst experimentiert“, erinnert sich Wolf. „Der Wunsch nach einer Selbstständigkeit schlummerte schon lange in mir. Damals habe ich mir gedacht – jetzt oder nie!“, so die studierte Soziologin. Nach Ende des Lockdowns reichte sie kurzentschlossen ihre Kündigung ein und startete ihr eigenes Business vom Dachboden ihrer Wohnung aus. Das Projekt „woelfins“ war geboren.
Aber was ist das für ein Verfahren, das Wolf so sehr faszinierte, dass sie sich dazu entschloss, ihren sicheren Job aufzugeben? Die Risographie ist ein japanisches Schablonendruckverfahren, das dem Siebdruck ähnelt. Die Druckmaschine, Risograph genannt, beinhaltet bis zu zwei Farbzylinder, um die Schablonen gespannt werden. Durch die Rotation der Farbzylinder wird die Farbe durch Schablonen auf das Papier gepresst. Die Schablonen erstellt der Risograph anhand von Motiven, die analog oder auch digital vorliegen können. Jede Schablone entspricht einer Farbe.
„Ihren besonderen Reiz verdankt die Risographie der Arbeit mit diesen Schablonen. An einigen Stellen überlappen sich die Farben und daraus entsteht eine neue Farbe; an anderen Stellen entsteht wiederum Weißraum, weil die Schablonen nie ganz bündig gedruckt werden. So ist das fertige Ergebnis auch immer eine Überraschung“, erklärt Wolf das Besondere der Drucktechnik.
In ihrem kleinen Studio am Uerdinger Markplatz kann Wolf mit neun verschiedenen Riso-Farben drucken. „Am liebsten arbeite ich mit Motiven, die große Farbflächen haben. So kommt die Besonderheit des Verfahrens besonders schön zur Geltung, denn die Farbe wird nie ganz deckend aufgetragen, sondern hat immer kleine Unregelmäßigkeiten“, erklärt Wolf. Typisch für ihre Arbeiten sind Neonfarben, die sie mit ruhigen Tönen kontrastiert.
Für einige Drucke kollaboriert die Krefelderin mit anderen Künstlerinnen. „Ursprünglich waren viele dieser Bilder nicht für die Risographie gedacht. Durch das Erstellen der Schablonen übersetze ich die Motive für den Risographen“, erklärt die studierte Soziologin. Über ihren eigenen Onlineshop und die Galerie vertreibt sie auch ihre eigenen Werke. Der Mix aus stationärem und digitalem Handel überzeugte 2021 auch die Wirtschaftsförderung der Stadt Krefeld: Sophia Wolf wurde mit dem 2. Platz im Krefelder Gründerpreis ausgezeichnet.
Wolf hat eine Mission: Sie möchte junge Kunst für alle zugänglich machen. „Mein Motto ist: ,Junge Kunst feiern´. Unter ,junger Kunst´ verstehe ich Kunst, die in den vergangenen Jahren entstanden ist. ,Kunst feiern´ steht für den Wunsch, dass Menschen keine Berührungsängste im Umgang mit Kunst haben“. Teil des Konzeptes ist es daher auch, dass die limitierten Drucke zu einem erschwinglichen Preis erhältlich sind. „Mir ist es wichtig, dass die Kunden keine Hemmschwelle haben, meinen Laden zu betreten und sich umzuschauen“, so Wolf.
In dem hellen und freundlichen Laden veranstaltet die Krefelderin auch regelmäßig Workshops. Dort lernen Teilnehmer die Grundlagen der Risographie kennen. „In den Workshops möchte ich Menschen einladen, ihre eigene Kunst zu entdecken“, so Wolf. „Viele Besucher kommen in der Annahme, dass sie nicht kreativ sind. Wenn wir dann im Workshop loslegen, finden sie schnell ein Motiv, das ihnen gefällt und mit dem sie arbeiten möchten.“ Mit Schere und Papier erstellen die Teilnehmer ganz intuitiv eigene Collagen. Fotos, Buchstaben oder selbst entworfene Motive – alles kann und darf verarbeitet werden. Im zweiten Schritt wird die Collage dann auf zwei Ebenen aufgeteilt. Jede Ebene steht für eine eigene Farbe. „Die fertige Risographie ist oft eine kleine Überraschung, daher ist es immer ein ganz besonderer Moment für alle, wenn die Motive aus dem Risographen kommen“, so Wolf.
Drei Stunden nimmt sich Wolf für ihre Teilnehmer Zeit. Die Gruppengröße ist bei den offenen Workshops auf sechs Gäste begrenzt. Am Ende geht jeder von ihnen mit zehn Drucken des eigenen Motivs nach Hause. Gerne tauschen die Teilnehmer aber auch ihre Kunstwerke direkt vor Ort noch untereinander: „Manchmal gehen meine Kunden am Ende des Tages mit sechs verschiedenen Motiven nach Hause“, freut sich Wolf, denn sie weiß: So wird auch in ihren Workshops junge Kunst gefeiert.
woelfins
Am Marktplatz 30
47829 Krefeld
Telefon: 0177 – 7310587
E-Mail: sophia@woelfins.de
www.woelfins.de
